2022 Armenien

 

30 Juni bis 22. Juli

 



So fahren wir mit einem lachenden und einem tränenden Auge in Armenien ein. Die erste Handlung Kopftuch weg, rein ins kurzärmlige T-shirt und dreimal ganz tief durchatmen. Danach kommt natürlich noch der Einreisemarathon. Im nächsten Gebäude erst mal Fieber gemessen, durch die Schleuse an den Schalter. Der Typ hinter der Scheibe liest mit der Lupe die Daten ab und tippt diese mit kreisendem Zeigefinger über dem entsprechenden Buchstaben in den Computer. Wir bekommen einen Zettel für die Umweltgebühr, ziehen Geld aus dem Automaten, bezahlen. Mit dem abgestempelten Zettel zurück zum Kurzsichtigen, im Adlersystem wird weiter getippt. Und dann, dann dürfen wir nach 4 Std.  einreisen.

 

Das nächste Dorf ist Meghri. Und oh Wunder – hier finden, Salami, Wurst, richtig guten Käse, Sim Karte und einen ruhigen Parkplatz. Und die ganze Zeit nicht eine einziges «Hello Mister» Was für eine Wohltat!

 

30.06. Das Gefühl der Freiheit, wir werden kaum beachtet, geschweige denn angesprochen. BMW, Mercedes, geländegängige Jeeps, ein ungewohnter Anblick. Wir peilen die M17 nach Norden an, doch ob wir die fahren dürfen liegt an den Rangern. Sie kontrollieren unsere Pässe und nach einigen Kontrollposten und Telefonaten dürfen wir tatsächlich durch diesen Nationalpark fahren. Die umliegenden Berge und satten Wiesen sind einmalig schön und wir sind ganz allein in dieser grandiosen Landschaft unterwegs. Bis wir auf eine Gruppe junger Leute treffen, die einen Fernwanderweg in freiwilliger Arbeit instand stellen. Wir verbringen einen tollen Abend mit dieser Truppe.

 

01.07. Enttäuscht von der Route Kapan nach Kajaran waren wir es gab einen Notschlafplatz am Fluss, der nicht ganz nach unserem Geschmack, doch ruhig war.

 

O2.07. Einen ersten Eindruck von schlechten Strassen bekommen wir auf der Strecke Kapan – Tatev. Einem Loch ausgewichen um gleich danach in das nächst zu knallen. Entsprechend langsam sind wir unterwegs. Die Monastry von Tatev thront majestätisch über der Schlucht, und die längste Seilbahn der Welt schwebt darüber hinweg. Hier treffen wir nach langer Zeit wieder auf Reisende. Jonas und Myrtha aus der CH mit Unimog und Victor und Marta aus Spanien.  Gemeinsam fahren wir die Serpentinen talwärts in die Schlucht von Vorotan.  In der Nähe der Talstation finden wir einen ruhigen Wiesenplatz für die Nacht .

 

03.07. Durch Schleichwege mit engen Gassen und kaputten Strassen fahren wir nach Khndzoresk. Einige Stufen führen uns zu einer Hängebrücke zum verlassenen Höhlendorf, welches wir per Pedes ausgiebig erkunden. Zu den Shaki Falls fahren wir an herrlich blühenden Wiesen vorbei, rasten am See mitten in einem Blumenmeer in Blau, Rot, Gelb, Weiss, Lila, Violett. Beim Wasserfall ist der Stellplatz ziemlich voll, doch wir finden noch eine kleine Lücke für uns und unsere spanischen Begleiter. Hier stehen auch Hans-Martin und Gisela mit ihrem grossen MAN – mit allen Schikanen ausgestattet.

 

04.07. Jermuk, der Name steht gross in jedem Reiseführer, wird als sehenswert eingestuft. Leider ist die Anfahrt durch die Schlucht nicht möglich, da ein Felssturz die Strasse blockiert. Am See finden wir nur mit Mühe einen einigermassen windfreien Platz. Trotzdem gibt es ein schönes Lagerfeuer mit Grilladen.

 

 

05.07. Kein wirklicher Wasserfall ist er, der Jermuk Wasserfall, sondern ein breites Rinnsal über ausgewaschenes Gestein. Die Bäder sind touristisch und interessieren uns nicht, sodass wir zügig Richtung Norawank aufbrechen. Gegen Abend steuern wir das Kloster an, und wir erleben ein Alpenglühen in den schönsten Rottönen. Ein Fotomotiv schöner als das andere. Auf dem PP verbringen wir eine ruhige Nacht.

 

 

06.07. Areni ist bekannt für seinen Wein wir kosten und kaufen. Mitten am Tag, im ungünstigsten Licht erreichen wir Khor Virap. Ob es nun das Licht ist, oder die Kirche selbst – oder ob wir schlichtweg zu viele Kirchen besichtigt haben – wer weiss - irgend Etwas fehlt hier. Nur der Ararat mit seiner Schneemütze schimmert in der Ferne als Blickfang. Leider ist das Licht viel zu grell um die Schönheit des Bergs einzufangen.  Übernachten wollen wir hier nicht und fahren ans Azat Reservoir. Auf der Kante mit einem tollen Ausblick über den See campieren wir.

 

 

07.-09.07. Und endlich sind wir da, am 3Gs Camping. Erholung pur während drei Tagen. Pool, Kirschen, Aprikosen und vor allem tolle Begegnungen mit anderen Reisenden. Wie sehr haben wir das doch im Iran vermisst. Eine Oase, die wir und all die anderen Nomaden in vollen Zügen geniessen.

 

10.07. Diese Oase zu verlassen ist nicht ganz einfach und schon sind wir wieder on the road. Wir peilen Yerewan an, doch die Temperaturen von 40° locken uns nicht in die Stadt. Wir flüchten an den Sewan See. Hier bleiben wir 2 Nächte. Herrlich!!

 

12.07. Kühl und erfrischend ist die Wanderung durch den dichten grünen Wald im Dilijan NP zum Hidden Waterfall. Zwischen riesigen Bäumen finden wir einen tollen Übernachtungsplatz.

 

 

13.07. Gross angekündigt wird der Parz Lake. Sehr touristisch – mit Seilpark, Bootsvermietung, Souvenir Shop, Hütten. Obwohl schön gelegen, nicht so ganz unser Ding. Glücklicherweise sind wir sehr früh am Morgen hier, sodass wir den See in Ruhe umwandern können. Bevor der Besucherstrom eintrudelt flüchten wir in einer langen Fahrt zum Kari Lake auf 3200m. Hier ist es definitiv einsamer und schön kühl.

 

14.07. Traumwetter und windstill. Auf zum Süd- und Westgipfel des Aragat. Diese sind ohne allzu grosse Schwierigkeiten zu bezwingen, obwohl es +­-4000er sind.

 

 

15./16.07. Byurakan, Ruben und seine Kinder werden wir nie vergessen. Wir dürfen in diesem Dorf vor seinem Haus parken und erleben hier eine enorme Gastfreundschaft. Seine ganze Familie lebt in diesem Dorf und wir lernen Brüder, Schwestern,  Onkel, Tanten und noch viele mehr kennen. Und überall wird das mit Wodka und superfeinem Cognac begossen. Er erzählt von der traurigen Vergangenheit, seiner Grossväter, die nach Sibirien verfrachtet wurden ohne Wiederkehr oder Lebenszeichen. Er erzählt uns wie die Dorfbewohner Flüchtlinge im nahen Canyon versteckten und die spärliche Nahrung mit ihnen teilten. Zahlreiche Sorten von Aprikosen wachsen in Hülle und Fülle. Das Observatorium hatte einst eine grosse Bedeutung, heute wird es nur noch mit minimaler Belegung und reduziert, wenn überhaupt betrieben.

 

17.07. Abschied uns von unseren neuen Bekannten und wir steuern in einer langweiligen Fahrt Gyumri an. Eine hübsche, lebendige Kleinstadt, mit markanten schwarzen Steinhäuser. Auf dem PP bei der Kirche verbringen wir eine unruhige Nacht gestört durch ein anhaltendes Hundwirekonzert.

 

18/19.07. Nur langsam geht es die 17km über die Schlaglöcher zum Lake Apri auf 2000m. Nach einer kostenlosen Registration in der Ranger Station dürfen wir uns eine schöne Stelle am Ufer aussuchen. Die Strecke um den See habe ich wohl etwas unterschätzt. Davon ausgehend, dass ich die 25km mit dem Velo am Ufer entlang fahren kann, bin ich frühmorgens gestartet. Von Dorf zu Dorf gings anfangs noch einigermassen human, doch dann beginnen die Steigungen. Rauf auf den Hügel, ziemlich steil und keine Spurrille – also schieben. Oben angekommen geht’s rauf und runter – ginge ja noch, doch wieder keine Spur – kaum hast du bergauf den Rhythmus gefunden, kommt mit Sicherheit ein Graben, der dich ausbremst. Und beinahe am Ziel (nur noch über den Damm) lässt mich der Typ nicht rüber, also nochmal 1 Km bergab um dann wieder 1km bergauf zu fahren. Ziemlich kaputt bin ich beim Mogli angekommen. Landschaftlich ein absolutes Highlight und das Schönste: in den Dörfern wurde ich freundlich begrüsst, erhielt da einen Kaffee, hier einen frischen Aprikosensaft, sollte essen, doch kein Hunger. Konversation? Nein, nada, kein Englisch, aber es hat funktioniert.

 

 

20.07. Abzweig verpasst zum Trchkan Wasserfall,  wir landen auf einem Feldweg, erstmal ganz schön und spannend und einfach zu befahren. Doch dann wird es einsamer, steiler, grüner, kurviger, schmlaser und ganz oben führt der Weg in Spitzkehren den Berg hoch. Ob wir die Kehren schaffen? Hmmmm…… Erst mal schlafen.

 

21.07. Wir geben uns geschlagen nach Konsultation von Google Earth, da der Weg in wirklich enge Serpentinen übergeht. Also Talwärts und ab nach Vanadzdor und früher als geplang zur Hagpat Monastry.

 

22.07. Ausruhen und Wäsche waschen auf dem Camping von Hagpat. Eine Maschine voll Wäsche, herrlich warm duschen, lesen, relaxen – unser letzter Abend in Armenien. Überwältigende Landschaften, Blumenwiesen in allen Farben, Schluchten, Berge, Klöster, schöne Begegnungen. Wir nehmen so viele Eindrücke von diesem kleinen wunderschönen Land mit. Danke Armenien!

 

Bilder folgen