2015 Marokko Fahrseminar Reisebericht

 

10. Bis 31. Oktober    Fernreiseseminar LKW

 


 

7.Okt.

Nach einem letzten Arbeitsendspurt darf Mogli endlich wieder einmal Asphalt unter den Reifen spüren. Es geht Richtung Genova zum Fährhafen. Hier finden wir um 22.30 Uhr auf einem PP einen Übernachtungsplatz.


8. Okt.

Am Morgen trudeln die übrigen Teilnehmer, die oberhalb von Genova auf einem PP übernachtet haben, ein.

Mit der Fähre geht es via Barcelona nach Tanger-Med.

Insgesamt sind wir eine Truppe von 7 Fahrzeugen mit 18 Personen. Inkl Tourführer André und Anne mit den Kindern Frieda und Elisa.  Holger (Offroadexperte) und Jamil (marokkanischer Führer) stossen dann in Tanger Med zu uns.


9.Okt. Während der 48stündigen Überfahrt lernen wir uns besser kennen und erhalten von der Tourleitung Informationen zum Fahrseminar. Es wird Übungen unter reellen Bedingungen geben. Wasserdurchfahrten, Schotterpisten, Dünenfahrten und Theorieunterricht zu diversen Themen.


Genova...                                                          vorbei am Skelett der Costa Concordia


10.Okt.

Gegen Mittag betreten wir marokkanischen Boden. Weiter nach Tetouan zum Geldwechseln, Tanken und Einkaufen für die kommenden 5 Tage.

 

 

Nächstes Ziel und Übernachtungsort ist Chefchaouen. Die blaue Farbe der Gebäude soll angeblich die Insekten fernhalten. Nach einem Abendessen in Form einer Tajine geht’s per Taxi zurück zum Camping und in die Federn.


11.Okt. Es regnet. Kurz nach dem Start raucht es aus dem Führerhaus vom Amarok. Stopp. Ein Kabelbrand wird provisorisch behoben und weiter geht’s. Gegen Mittag klart es auf und bei marokkanischem Tee wird noch ein wenig Fernreisetheorie gepaukt (u.a. vermeide Nachtfahrten).  An einem schönen See in der Nähe von…. schlagen wir unser Nachtlager auf.

 



12.Okt. Und keiner wird geschont – die nächste Panne, nach nur wenigen Kilometern, trifft das Fahrzeug unserer Reiseleiter. Beim IFA scheint der Keilriemen gerissen zu sein.

Nach dem Öffnen der Motorhaube ist jedoch klar dass das ein grösserer Schaden ist. Die Reparatur ist aufwändig und wirft unseren Zeitplan über den Haufen.


Prompt kommen wir in die Nacht. Wie war das nochmal im Seminar bezüglich Nachtfahrten?

Nun erleben wir das volle Programm  live. Stockdunkel, unbefestigte löcherige Strassen. Rücksichtsloser Gegenverkehr mit wenig oder ganz ohne Licht.. Vom vordersten Fahrzeug erhalten wir laufend Funkmeldungen… Esel, Radfahrer, Tiere, Menschen… wo? …alles erst im letzten Moment sichtbar. Und wir rasen im Konvoi durch die Finsternis durch dieses Chaos. Alle sind froh als wir unseren Schlafplatz sicher erreichen.


13.Okt. und schon wieder Regen.

Wir verlassen unseren schmierigen Schlafplatz, indem wir die Fahrzeuge im Rückwärtsgang vorsichtig durch den Lehm zurück in die Strasse manövrieren. Die Zusammenarbeit zwischen Einweiser und Fahrer ist nun gefragt. Die heutige Etappe führt uns bergauf über holprige schmale Strassen in den mittleren Atlas. Leider sehen wir im Nebel und Regen von der Landschaft rein gar nichts. Dafür wird die Strasse nun zur schmalen Piste.

Also Luft aus den Reifen und erhöhte Aufmerksamkeit auch durch den Beifahrer.



In einem Flussbett richten wir die Fahrzeuge im Kreis aus und sammeln Holz.. viel zuviel! Das Lagerfeuer wird riesengross zur Freude der kleinen und grossen Kinder. Die Glut ist genau richtig für unseren kleinen Grill - das Fleisch ist köstlich! Und der Schlaf danach auch.



14.Okt. Frühmorgens stehen wir auf und unter der nahen Brücke. In einem Theorieteil wird uns erklärt wie wir Brücken und Flüsse beurteilen. Tritt der Fall ein, dass das Fahrzeug zu schwer für die Brücke ist, heisst es furten – falls möglich. Das wollen wir nun üben. Wir sollen den Fluss lesen – in welche Richtung fliesst das Wasser, wo hat es Kräusel wo stilles Wasser wo Biegungen? Wo fahre ich rein wo wieder raus? Die toll aussehende Bugwelle ist tunlichst zu vermeiden. Langsam aber gleichmässig fahren ist angesagt.

 

Danach kommt die Praxis. Voller Freude stürzen sich die Teilnehmer in die Fluten. Alle haben Spass – Fahrer, Fahrzeuge und Zuschauer. Ob das auch im Ernstfall so einfach ist?


 Nach dem Spass heisst es wieder trotz schlechter Pisten Strecke machen. Zügig geht es bei schönstem Wetter durch Traumlandschaften weiter bis zu unserem nächsten Schlafplatz.



15.Okt. Schmale kurvige Strassen schlängeln sich durchs Gebirge. Die Ansagen der Beifahrer wie viele cm uns vom Abgrund trennen erschrecken – oft ist es nur noch eine Handbreite. Gegen Abend erreichen wir die Zivilisation. Beim Tanken wird im Rad vom Amarok ein Nagel entdeckt. Ersatzrad raus und mit vereinter Manneskraft wird der Reifen gewechselt.



Wiederum müssen wir Fersengeld geben um unseren Lagerplatz bei einer Nomadenfamilie in der Nähe von Midelt zu erreichen. Vor allem da wir nur ungefähr wissen, wo sie sich befinden. Und wir finden sie … und schon sind die Kinder da… und schon werden wir zum Abendessen ins nahe Berbercamp eingeladen. Da sie kein Gemüse einkaufen können, sammeln alle Teilnehmer ihr Grünzeug zusammen und geben es den Berbern für unser Abendessen.


Ein paar Schafe im Gehege, 2 misstrauische Hunde, Kinder, 2 Frauen die auf mindestens 5 Kochstellen irgendetwas bruzeln. Die 3 Männer bewirten uns mit Tee und versuchen sich mit uns zu unterhalten. Dann gibt es Fladenbrot, Geiss, Couscous und ..wo ist denn nur all das Gemüse geblieben???


Wir bedanken uns mit Geschenken und fallen todmüde in die Kojen.


16.Okt. Wir fahren über die Steppe und bemerken nach ein paar Kilometern, dass wir falsch sind. Das ist nicht der Weg zum Cirque de Jaffar. Also umdrehen – Neuanfang – und wir erreichen gegen Mittag die Einfahrt. Letztes Jahr konnte diese Schlucht nach intensiver Strassenarbeit befahren werden. Wie es dieses Jahr aussieht, müssen wir herausfinden. Also per Pedes zur Besichtigung. 


Durch die Unwetterschäden vom letzten November hat sich die Schlucht derart verändert, dass es ohne Strassenbauarbeit von mind. 12 Std. durch die ganze Truppe, unmöglich ist den Cirque de Jaffar zu passieren. Wir treten den Rückzug an und fahren stattdessen in ein Flusstal mit schmalen Passagen, abgebrochenen Strassenstücken, unpassierbaren Brücken und Löchern zu einem schönen Lagerplatz.



17.Okt. Alle Teilnehmer freuten sich auf die Dusche im Gästehaus der Todra Schlucht. Die Reiseleiter hatten geplant hier ein Zimmer mit Dusche zu mieten. Daraus wurde leider nichts, das Hotel hat die Unwetter vom letzten November nicht heil überlebt. Wegen Steinbruchgefahr ist es ausser Betrieb.

Wir fahren auf den nahen Campingplatz bei Tinerhir. Duschen, waschen, uahhhh herrlich, Tajine essen und schlafen.


18.Okt. Die heutige Herausforderung ist eine alte schmale Militärpiste durchs Gebirge. Vorsicht ist geboten, da die Piste mit spitzen Steinen gespickt ist. Wir werden angewiesen langsam und umsichtig zu fahren. Trotz aller Vorsicht streift der Styer seitlich einen  spitzen Stein ---- pffffff – der Reifen ist aufgeschlitzt --- platt. Das ganze Team macht sich an die Arbeit, während hinter uns eine einheimische Familie seelenruhig wartet und uns hinterher alle bei sich zu Haus zum Tee einlädt. Er arbeitet ins Spanien und finanziert sich so sein grosses Haus.

 


19.Okt. Wie kommt es nur, dass wir uns nach Teerstrassen sehnen? Hätten wir nie gedacht. Aber langsam sind wir soweit. Endlose Schüttel- und Rüttelpisten führen uns weiter südwärts. Wir haben ein ziemliches Tempo drauf und unser Mogli tut uns nur noch leid. Aber er macht es super. Gerne würden wir auch den grossen Markt besuchen, den wir einfach nur durchfahren.

 Am Rande der Strasse haben wir unser Nachtquartier.

 


20.Okt.  Heute geht es nach Zaogra. Doch davor gibt es noch ein wenig Arbeit für Fahrer, Beifahrer und Fahrzeuge. Mitten in der Gröllwüste wird durch Holger ein Parcours durch ein ausgetrocknetes Bachbett über Stock und Stein für ein Fahrtraining ausgesteckt. Wir erfahren die Möglichkeiten des Unimog mit Verschränkung und Schräglage, Passagen von Gräben und Steinfeldern. Wichtig ist wiederum der Beifahrer als Einweiser. Langsam, Links, Rechts, Gerade, Stooooopp! Der Fahrer muss sich vollumfänglich auf ihn verlassen können, da er nicht sieht, was unmittelbar vor dem Fahrzeug ist bzw. in welcher Schräglage der Koffer ist.


Die Belohnung ist ganz nahe – in Zagora.

 

Die Fahrzeuge werden in einer Werkstatt gewartet, was kaputt ist wird repariert

 

und die Besatzung darf für diese Nacht ins Ryad le Sauvage Noble zur Erholung.


21.Okt. Am Vormittag werden in der Werkstatt noch die restlichen  Arbeiten beendet und wir schlendern durch Zagora. Zahlreiche Shops entlang der Hauptstrasse zeugen vom beginnenden Tourismus. Zum Glück (noch) nicht ganz so schlimm wie in Marrakech. Am Nachmittag geht’s weiter nach M’hamid, über die ersten Sandpisten. Camp einrichten und schon haben wir Besucher aus dem nahen Berbercamp, die uns den Abend mit Trommeln und Gesang versüssen.

 


22.Okt. Erg Chegaga – oh ja das tönt nach Wüste, Sand, Dünen. Ein Bestandteil unseres Seminars: Dünenfahren. Holger hat einen Parcours abgesteckt und gibt Anweisungen für die Sandkastenspiele. Mit niedrigem Reifendruck und Volldampf die Düne hoch, Vorderachse über die Kuppe bringen, und mit der Hinterachse an der Düne „festklammern“, dann langsam runter. So in der Theorie.

Tatsächlich gelingt die Auffahrt auf die Düne erst nach ein paar Anläufen. Das Spiel mit Vollgas den Dünenkamm hoch, dann im richtigen Moment weg vom Gas braucht ein wenig Überwindung. Danach macht es einfach nur noch Spass bis zum nächsten Steckenbleiben und…... dann wird gebuddelt. Ein paar mal vor- und rückwärts bis die Reifenspur für den nächsten Anlauf genug lang ist. Dann mit Schwung auf die Düne, festklammern, langsam runter und weiter mit Schwung!!!!!!

 

 

Im Camp gibt es eine kleine einheimische Überraschung von unserem gestrigen Berberfreund.

 

Tee, Tajine mit Ziege und frisches Fladenbrot in Feuer, Asche und Sand zubereitet.

23.Okt. Schön sind die Dünen im Morgenlicht, doch wir müssen weiter. In einer riesigen Staubwolke queren wir den Lac Iriqi, danach schütteln wir über Wellblech Richtung Foum Zghuid. Dem einen Dieseltank unseres Mogli  ist die Schüttlerei nicht gut bekommen und ein Haarriss ist die Folge. Shit, 400lt Diesel in andere Fahrzeuge umtanken, so umgehen wir wenigstens die Umweltverschmutzung. Wir sind froh, ist uns das nicht in der Schweiz passiert!!!

 


24.Okt. Die vor uns liegende Route nach Marrakech  ist keine grosse Herausforderung mehr. Wir übernachten auf einer Obstplantage. Diese gehört einem Marokkaner, der in Frankreich arbeitet und die Bewirtschaftung seinen Söhnen, Frauen und einigen Arbeitern überlässt.

 

Am Morgen geniessen wir das einheimische Frühstück.


25.Okt. Bevor wir weiterfahren besichtigen wir die Plantage. Die Einrichtungen geben uns zu denken. Mit alten Dieselmotoren werden die Wasserpumpen angetrieben. Der älteste Sohn wird die Plantage übernehmen und die anderen Familienmitglieder werden am Erlös beteiligt. Er hat kein Interesse für die anderen zu schuften, sondern geht lieber  in Lybien einem gut bezahlten Job nach, dessen Erlös er nicht teilen muss. So welkt diese Plantage vor sich hin und der Verfall ist vorprogrammiert. Schade. Das ist wohl die marokkanische Realität.

 

Durch schöne Landschaften passieren wir Ait Ben Haddou und erreichen unseren Übernachtungsort Telouet. Hier besichtigen wir eine wunderschöne Kasbah, welche hoffentlich vor dem kompletten Verfall verschont wird.

26.Okt. Über kleine Bergstrassen erreichen wir die geteerte Verbindungsstrasse über den Tizi n’Test nach Marrakech. An den ganzen Verkehr müssen wir uns erst mal gewöhnen. Unser ganzer Konvoi muss die (über)-beladenen bergauf keuchenden LKWs überholen. Glücklicherweise erhalten wir öfters die Funkmeldung „freie Fahrbahn voraus“, sodass wir dank vieler Überholmanöver zeitig den Camping Relais de M. erreichen.

 


27.Okt. Marrakech. Ausruhen und Touriprogramm Marrakech. -Djama el fna, Souk. Wir kennen die ganzen Touriattraktionen vom letzten Jahr und verkürzen entsprechend.


 

28. Okt. Nach Asilah, kennen wir vom letzten Jahr. Ein idealer Ort um die letzte Nacht vor dem Einschiffen zu verbringen. Mit frisch gewaschenen Fahrzeugen und einem gemächlichen Tag schiffen wir am späten Nachmittag auf etwas chaotische Art und Weise für die 48 stündige Überfahrt nach Genova ein. Die Fahrzeuge werden gescannt und mehrmals nach mitreisenden Flüchtlingen untersucht. Ein junger Bursche wird unter einem Anhänger aufgestöbert und irrt nun auf der Flucht vor den Verfolgern bzw auf der Suche nach einem neuen Versteck zwischen den Fahrzeugen umher. Mit viel Verspätung verlassen wir Marokko. 

 

 

 

Viele schöne Erinnerungen nehmen wir mit nach Hause.

 

und trösten uns damit, dass nach dem Urlaub auch vor dem Urlaub ist.